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Voll krass. Sehr beliebt in kreisen die ich nicht betrete, und doch dringen worte nach aussen, verfälscht, entstellt, verändert, aus dem zusammenhang gerissen, als gäbe es einen zusammenhang. Alles fließt, sagt der alte grieche angeblich. Da fließt nichts, sagt der installateur und der kunde ahnt es schon: das wird teuer. Meine teuerste, ich schicke dir die unterthänigsten grüsse, ich salbe dich mit öl und noch anderem, dessen konsistenz ich nicht zu beschreiben wage. Konsistenz hört man öfter sagen, und man erkennt die gebildetisierung des allgemeinplapperns, die verwissenschaftlichung des geredes ohne die notwendigkeit zu spüren, wissen zu investieren. Obwohl das arme wörtlein konsistenz noch keinen schlimmen fall markiert, denn so weit mir bekannt ist, gibt es keine wissenschaftliche verwendungsweise dieses wortes, mit der man im alltag protzen könnte. Konsistenz klingt nur ein wenig elaborierter, so als wüsste man mehr als nötig. Wer über die konsistenz eines puddings spricht tut so als wäre er bei der herstellung der naturidentischen aromastoffe dabei gewesen. Dabei meint er allenfalls, dass die pampe ihm auf der zunge wegschmilzt, dass er dass glibbrige rutschen richtung gaumen als angenehm empfindet. Vielleicht ist es aber nur so, das er einfach ein wenig gespreizt reden will, dass er ein bisschen spielt oder das angeberische nur parodiert. Ich sehe ihn schon, wie er mit den fingerchen anführungszeichen in die luft kritzelt.