131
die deutsche sprache pflegt kein berufethos wie, sagen wir, der nächstbeste metzger, denn ihr ist es wurst, was die kunden mit ihren zungen aus dem angebot der sprache machen. Bedienen sie sich, sagt die sprachverkäuferin, Es ist alles kostenlos, von der suppe bis zum kloß, macht zwar nicht satt, aber wer spricht, kann sowieso nicht essen, jedenfalls dann nicht, wenn er sich ein wenig an die regeln des anstands und der etikette hält. Nehmen sie , sagt die sprachverkäuferin, greifen sie zu, kauen sie kräftig und ausdauernd, dann wird schon alles gut werden mit dem wörterbrei im verdauungstrakt; so viel können sie gar nicht aufschnappen, dass hier irgendetwas ausgeht, die worte sind da und sie bleiben, kann höchstens passieren, dass ein wort für lange jahre nicht mehr verwendet wird, dass es irgendwie aus der mode kommt, ohne dass es darüber absprachen in der bevölkerung gegeben hätte; eingedenk und notbehelf, anmuten und feilbieten, das sind so kandidaten zum behuf ohne dass auch nur ein pferd wieherte, aber wie sie sehen: die worte sind immer noch da, und es braucht nicht mehr als ein autorenhirn mit eigensinn und schon schwirren sie wieder durch die welt, vielleicht torkeln sie auch nur.